«GUETE MORGE WALD!» – So begrüssen die Kindergartenkinder den Wald bevor sie ihn betreten. Die Schule Meierhof hat sich vor 7 Jahren entschieden mit allen Klassen – vom Kindergarten bis zum Übergang in die Oberstufe in vier bis sechs Waldhalbtagen pro Klasse und Semester – fokussiert und erlebnispädagogisch an den überfachlichen Kompetenzen zu arbeiten.

Motivation, Hintergrund

Die überfachlichen Kompetenzen sind zentral für eine erfolgreiche Lebensbewältigung. Sie ermöglichen uns das Einfügen in eine Gruppe und das aktive Mitgestalten des Zusammenlebens.

Es gehört zum verbindlichen Auftrag der Lehrpersonen, die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in allen Zyklen und in allen Fachbereichen aufzubauen und zu fördern. Zu den überfachlichen Kompetenzen gehören personale Kompetenzen (Selbstreflexion, Selbstständigkeit, Eigenständigkeit), soziale Kompetenzen (Dialog- und Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Umgang mit Vielfalt) und methodische Kompetenzen (Informationen nutzen und Aufgaben/Probleme lösen).

Die erlebnispädagogischen Halbtage ergänzen die Arbeit an den überfachlichen Kompetenzen im Klassenzimmer. Im Wald werden Rollenbilder relativiert, kann eine neue Perspektive eingenommen werden, kommen Fähigkeiten zum Vorschein, welche keinen Platz im Klassenzimmer haben und finden Erlebnisse statt, die einfach nur im Wald möglich sind.

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Tschüss Wald

Planung und Umsetzung 

Die Verzahnung zwischen Unterricht im Klassenzimmer und erlebnispädagogischer Aktivität muss gewährleistet sein. Die betreffenden Klassenlehrpersonen werden vorgängig angefragt, welche Themen die Klasse aktuell beschäftigen. Nach der Aktivität wird der Transfer zwischen Wald und Klassenzimmer mit verschiedenen Methoden begleitet. Zum Beispiel finden mehrere Treffen zum gleichen Thema statt, die Kinder nehmen Merkkärtchen mit nach Hause, die Klasse deponiert symbolische Gegenstände und Fotos im Klassenzimmer. Die anwesenden Klassenlehrpersonen leisten einen wichtigen Beitrag als «Hüter*innen» der erarbeiteten Resultate und Ziele.
Jeder Waldmorgen ist ein Unikat, eine «Sonderanfertigung», speziell ausgerichtet auf die jeweilige Klasse und deren Fragestellungen. Die Umsetzung stellt die Erlebnispädagog*in dann vor die Herausforderung, die Planung spontan anzupassen, je nach emotionaler Verfassung der Klasse oder einzelner Kinder. 
Hier ein paar Themen, welche uns im laufenden Schuljahr im Meierhof begleitet haben:

Kindergarten bis 4. Klasse

  • Sorgfalt und Vorsicht (mit Mensch und Material)
  • Hören, lernen, umsetzen / Luege, lose, lerne
  • ZUSAMMEN spielen, arbeiten, streiten
  • Veränderung – was und weshalb?
  • Gemeinschaft
  • SELBSTständig mit SELBSTvertrauen
  • Ein respektvoller Umgang
  • ZUSAMMEN sind wir stark
  • Streiten – aber richtig!
  • Konzentriert und aufmerksam – ein konstruktives Lernklima pflegen
  • MITEINANDER reden
  • MEINE Stärke, DEINE Stärke – wir profitieren voneinander!
  • Laut/leise – schnell/langsam
  • FREUNDSCHAFT und der Umgang miteinander

5. und 6. Klasse

  • Wo stehe ich – wohin gehe ich?
  • Durchhalten auf meinem Weg zum Übertritt
  • Was wollen, müssen, können wir uns noch abholen?
Kreatives Werken im Wald
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Alles Erlebnispädagogik – oder was?

Die Erlebnispädagogik bietet den Klassen, den einzelnen Schülerinnen und Schülern eine Plattform in der gewohnten Klassenformation, aber ausserhalb des normalen schulischen Umfelds, sich in der Gruppe zu bewegen und zu bewähren, spielerisch neue Vorgehensweisen auszuprobieren, zu scheitern, aber auch wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Für die Klassenlehrpersonen ergibt sich die Gelegenheit eine Aussenposition einzunehmen, die Klasse zu beobachten und die Schüler*innen aus dieser Perspektive erleben zu dürfen.
Durch das Arbeiten und Spielen im Wald, mit Einbezug der vorhandenen Naturmaterialien, vertiefen die Kinder ihren Bezug zur Umwelt mit all ihren Facetten.
Ein grosser Dank geht an das Forstamt der Stadt Baden für die konstruktive Zusammenarbeit. Weitere wichtige Partner*innen im Wald sind die Stadtökologie und die Jagdgesellschaften.

Und zum Abschluss des Morgens rufen die Kindergartenkinder «ADIEU WALD!», um sich von diesem zu verabschieden. Da schwingt die Wertschätzung mit für den Wald mit all seinen (Lern-)Möglichkeiten.

Ein Beitrag von Daniel Busslinger, eidg. dipl. Erlebnispädagoge / Lehrperson Schule Meierhof

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