
Unsere Schule – unser Engagement: Aus Resten wird Zukunft: Nachhaltigkeit, die man schmeckt
Nachhaltigkeit? Schon wieder? Zwischen Pflichtgefühl und Zukunftsvision bleibt das Thema auch im Schulalltag herausfordernd – und gleichzeitig wichtiger denn je. Im WAH-Unterricht der Sek I Baden wird Nachhaltigkeit konkret, kreativ und genussvoll erlebbar: durch Alltagsnähe, Koch-Challenges und einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln. So entsteht aus Resten Zukunft – ganz ohne moralischen Zeigefinger.
Ein Thema, das mehr ist als ein Trend
Nachhaltigkeit ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit – auch in der Schule. Sie ist nicht nur ein Begriff aus dem Lehrplan, sondern ein Bildungsauftrag, der über das Klassenzimmer hinausreicht. In den Fächern WAH (Wirtschaft, Arbeit, Haushalt), ERG (Ethik, Religion, Gesellschaft) und RZG (Räume, Zeiten, Gesellschaft) setzen sich die Lernenden intensiv mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit, endlichen Ressourcen und ihrem ökologischen Fussabdruck auseinander.
Doch im Fokus dieses Beitrags steht der WAH-Unterricht – dort, wo Nachhaltigkeit nicht nur diskutiert, sondern erlebt werden kann.
Zwischen Wissen und Widerstand
Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ist nicht immer einfach. Einige Jugendliche bringen bereits beeindruckendes Vorwissen und echtes Interesse mit. Andere hingegen reagieren skeptisch, genervt oder sogar abwehrend.
„Schon wieder Nachhaltigkeit“ – das Wort begegnet ihnen überall: auf Plakaten, in Serien, auf TikTok – und eben auch im Unterricht. Aussagen wie „Ich will kein Klimakleber werden“ oder „Veganer sind peinlich“ zeigen, wie emotional aufgeladen das Thema ist.
Weniger Fleisch essen? Den Flugurlaub hinterfragen? Strom sparen oder auf Produkte verzichten? – Für viele ist das ein Schritt zu weit. Vielleicht auch, weil sie das Thema in den letzten Jahren zu oft, zu einseitig oder zu moralisch gehört haben.
Alltagsnähe statt Moralkeule
Gerade deshalb setzen wir im WAH-Unterricht auf konkrete Erfahrungen statt abstrakte Konzepte. Nachhaltigkeit soll nicht belehrt werden, sondern spürbar, kreativ und lustvoll in den Alltag integriert sein.
Ein bewährtes Format: die Koch-Challenge. Die Lernenden ziehen Zutaten aus verschiedenen Kategorien – Gemüse, Milchprodukte, Proteinquellen, Süsses, Getreide – und entwickeln daraus eigene Gerichte. Dabei geht es nicht um perfekte Rezepte, sondern um Kreativität, Teamarbeit und vor allem: um einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln.
Was ist noch verwertbar? Wie kann ich Reste sinnvoll kombinieren? Und wie wird aus einer scheinbar zufälligen Zutatenliste ein ausgewogenes Menü?
Wenn Peperoni zur Pastasauce wird
Die Reaktionen auf diese Challenges sind vielfältig. Manche Gruppen sind sofort Feuer und Flamme, andere brauchen einen kleinen Anstoss.
Die Ausgangslage: eine nicht mehr ganz frische Peperoni, ein Stück dunkle Schokolade, eine angebrochene Packung Himbeeren und ein Trutenschnitzel. Dazu: der Vorratsschrank der Schulküche.
Was zuerst unmöglich erscheint, wird bald zur spannenden Aufgabe. Es wird gerüstet, gekocht, diskutiert, improvisiert – und manchmal auch umgedacht: Die Peperonisuppe wird zur Pastasauce, das Kartoffelpüree zu Gnocchi verarbeitet.
So entsteht aus dem, was übrig bleibt, etwas Neues. Etwas Gutes. Und ganz nebenbei ein tieferes Verständnis für Nachhaltigkeit.
Bildung für morgen – mit Geschmack
Die Beispiele aus der Küche zeigen: Nachhaltigkeit lässt sich lernen. Nicht durch Druck, sondern durch Erfahrung.
Der bewusste Umgang mit Ressourcen ist keine trockene Theorie, sondern eine Frage der Haltung – und der Praxis. Wenn Jugendliche merken, dass Nachhaltigkeit auch Spass machen kann, entsteht echtes Interesse. Und vielleicht sogar die Bereitschaft, im eigenen Alltag etwas zu verändern.
Denn Bildung für nachhaltige Entwicklung ist mehr als ein Modethema. Sie ist Teil unseres Bildungsauftrags – und beginnt manchmal mit einer überreifen Peperoni.
Beitrag von Mary Pletscher (LP WAH) und Alexandra Von Lewinski (LP WAH) (Textmitarbeit Sarah Keller, SL)